Gipfelbuch

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Klettern im Elbsandsteingebirge

Besonderheiten des Klettergebietes Sächsische Schweiz



Geografische Lage

im Südosten Deutschlands, in Sachsen,
südlich der Stadt Dresden,
an der Grenze zur tschechischen Republik (ČR) beiderseits der Elbe


Erreichbarkeit

über Dresden (gute Flugverbindung via Frankfurt) oder Prag (ČR)
zentrale Orte sind Bad Schandau, Königstein, Rathen und Hohnstein
viele der Gebiete sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar (Bahn, Bus)


Fels

Sandsteingipfel von meist 10 bis 70 Meter Höhe


Besonderheiten

Mit über 17000 Kletterwegen gehört die Sächsische Schweiz zu den größten Klettergebieten Europas. Das Klettern hat hier eine sehr lange Tradition, bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird hier geklettert.
Sehr früh und sehr konsequent wurde im Elbsandsteingebirge völlig auf künstliches Klettern verzichtet. Aus dieser langen Tradition, der konsequenten Durchsetzung des Freiklettergedankens und den geologischen Bedingungen resultieren einige wichtige Besonderheiten des Gebietes.

Der Sandstein in der Sächsischen Schweiz ist von unterschiedlicher Festigkeit, meist jedoch sehr weich. (Weniger fest und weicher als der Sandstein in der Südpfalz oder in Sandsteingebieten der USA wie Zion oder Arches)
Dadurch bieten die Wände vielfältige Klettermöglichkeiten, auch in unteren Schwierigkeitsbereichen. Das macht den Sandstein aber auch sehr empfindlich.
Aus diesen geologischen Bedingungen resultieren einige besondere Regeln für das Klettergebiet, so das Kletterverbot bei Nässe und das Verbot von Magnesia sowie metallischer Sicherungsmittel wie Klemmkeile und Friends.

Die Sächsische Schweiz ist Nationalpark. Das Klettern im Nationalpark (und der ganzen Nationalparkregion) ist nur an den freigegebenen Felsen und nur nach den sächsischen Kletterregeln erlaubt. Zeitweilig gibt es Sperrungen zum Schutze von Vögeln. Solche Sperrungen sind im Gelände ausgeschildert. (Meist nur in deutscher Sprache, bitte beachtet Worte wie "gesperrt", "Sperrung" oder "verboten" )
Zugänge zu den Felsen sind vor allem im Nationalpark ausgewiesen.

Zugang
gesperrter Weg

Das Klettern hat in der Sächsischen Schweiz feste Regeln. Auch diese haben eine lange Tradition die bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Kern der Regeln ist ein hoher ethischer Anspruch und die besonderen Bedingungen des Sandsteines.


Kurzfassung der Regeln

Der Fels darf nur in freier Kletterei bezwungen werden, künstliche Kletterei wird als unsportlich abgelehnt.
Verwendet keine metallischen Klemmkeile und –geräte, wie z.B. Friends!
Zur Sicherung dürfen nur, aus der Kletterstellung gelegte, Seilschlingen und vorhandene Ringe verwenden werden.
Es dürfen keine zusätzlichen Haken oder Ringe angebracht werden! Das Schlagen von Ringen ist nur nach strengen Regeln bei Erstbegehungen erlaubt.
Es besteht ein striktes Verbot von Magnesia und auch allen ähnlichen Stoffen!
Achtet bei der Sicherung, der Seilführung und der Kletterei auf Felsschonung!
Das Klettern (auch im Toprope) an nassem Fels ist verboten!
Abseilstellen dürfen nicht für ein Toprope verwendet werden!


Traditionelles

Auf (fast) jedem Gipfel gibt es eine Metallkassette mit einem Gipfelbuch, dem "Gipfelbuch". Die Gipfelbücher werden sehr sorgfältig und sauber geführt. Für die ausgeschriebene Gipfelbücher gibt es ein eigenes Archiv beim SBB die ältesten Bücher dort sind noch von vor 1900!
Viele Sachsen grüßen sich auf dem Gipfel mit einem Händedruck und den Gruß „Berg Heil“.
Toprope ist nicht sehr beliebt, an Abseilösen und wenn das Seil über den Fels reibt ist es verboten. Kletterziele sind traditionell nur die freistehenden Felsen, die "Gipfel".
Die alten Sachsen suchten die Herausforderung und hatten Felsen im Überfluss, sie wollten die Gipfel bezwingen, auf die es sonst keinen Weg gab! Heute, in der Zeit strengen Naturschutzes, ist diese Selbstbeschränkung ein Glücksgriff im Wechsel von bekletterten und ruhigen, nicht bekletterten Felsen.
Wer extra hier her in die Sächsische Schweiz zum Klettern kommt sollte sich es nicht entgehen lassen neben der grandiosen Landschaft die besondere, ein wenig eigenwillige Art der Kletterei kennen zu lernen!


Ausrüstung

Seil:
Ein 50 oder 60 Meter Einfachseil. (Abseilstrecken nur ganz selten über 20 Meter, dann Hinweis im Kletterführer)

Schlingen:
ja nach Kletterweg: 1 große/lange Bandschlinge, 2 - 5 mittellange Bandschlingen,
ein Sortiment Knotenschlingen aus Reepschnur von 5, 6 mm (Dynema oder Kevlar), 7, 8, 9 und 10 mm Durchmesser, sowie für Spezialfälle (breite Risse) 5m Seil (10mm) zu einem sehr dicken Knoten verknüpft.

6 - 12 Expressschlingen.

Es gibt mehrere Bergsportgeschäfte in Dresden, Pirna, Bad Schandau und Hřensko (ČR)


Führer

Traditionell beschreiben sächsischen Kletterführer die Kletterwege verbal, die Abstände der Ringe eines Weges sind oft so weit, dass man daraus kaum sicher auf den Verlauf des Weges schließen kann. Kletterführer nutzen aber keinen großen Wortschatz und sächsische Wege folgen sehr oft den natürlichen Gegebenheiten des Felsens. Deutsche Kletterer vor Ort können sicher Hinweise und Tipps geben.

Standardführer (nur in deutscher Sprache)
6 Bände, gute Skizzen zur Lage der Gipfel, Kletterwege werden verbal beschrieben, wenige Foto-Topos, einige zusätzliche Informationen zu Gebieten und Geschichte, alle Wege und Gipfel beschrieben,
Referenz für zugelassenen Felsen!

Kompakt Kletterführer (nur in deutscher Sprache)
2 Bände (nur ein Band derzeit im Handel), gute Skizzen zur Lage der Gipfel, Kletterwege werden verbal beschrieben, sehr viele Abkürzungen, einige zusätzliche Informationen zu Wegen, Gipfeln und Gebieten, fast alle Wege und Gipfel beschrieben

Topo-Führer (nur in deutscher Sprache)
Nur zu einigen Teilgebieten erhältlich, Topos und verbale Beschreibungen


Jahreszeit und Klima

Klettersaison von April bis Oktober
Außerhalb dieser Zeit meist zu kalt oder zu feucht. (viel Regen, Temperaturen unter 0° Celsius oft zwischen Dezember und Februar)
Im Hochsommer oft kürzere heiße Abschnitte, dann ist es oft zu heiß für sehr schwere Routen (Magnesiaverbot!) dann sollte man Schatten oder kühlere Tageszeiten nutzen.


Land und Leute

Man spricht deutsch, Jüngere oft auch wenig bis gut englisch, andere Sprachen aber kaum. Fremden Kletterern gegenüber ist man hier meist sehr aufgeschlossen, ganz besonders wenn sie sich für die lokalen Besonderheiten interessieren und bereit sind, diese auch zu respektieren.


Bitte respektiert die Besonderheiten des Sächsischen Bergsteigens und der empfindlichen Natur der Sächsischen Schweiz.



letzte Bearbeitung dieser Seite am 18.06.2006 © Eissner