Geologische Gegebenheiten

Kletterverbot bei Nässe und felsschonendes Klettern

Der Sandstein hier ist, verglichen mit Granit und Kalk, sehr weich und empfindlich. Die Beschaffenheit ist auch über die Gebiete sehr unterschiedlich, da findet sich sehr fester und kompakter Sandstein und anderswo ist das Gestein sehr weich, stark absandend und brüchig.


Themen dieser Seite:
Kletterverbot bei Nässe
Felsschonendes Klettern
Verzicht auf metallische Sicherungsmittel



Kletterverbot bei Nässe Seitenanfang

Falkenstein und Torsteine, aufsteigender Nebel nach dem Regen
Sandstein nimmt Feuchtigkeit auf, man spricht häufig von bis zu 16 %, und verliert dabei erheblich an Festigkeit (das sandige oder tonige Bindemittel weicht auf). Nasser Sandstein verändert also nicht nur seine Oberflächenbeschaffenheit (Reibung vermindert sich, Flechten und Moose werden glitschig), sondern verliert insgesamt an Festigkeit (Griffe, Tritte und Sicherungspunkte können ausbrechen). Deshalb reicht es nicht, nur die oberflächliche Abtrocknung abzuwarten, sondern es muss die durchgreifende Trocknung des Felsens abgewartet werden. Das gilt besonders nach längeren Feucht- oder Regenwetterperioden.

Auch mit Sicherung von oben oder im Toprope Wege zu klettern ist dann keine Alternative! Sicher, das persönliche Risiko durch Griffausbruch abzustürzen wird damit minimiert, aber der Weg wird ein für allemal ruiniert, wenn entscheidende Griffe oder Tritte ausbrechen!

Felsschonendes Klettern Seitenanfang

Tiefe Riefen im Sandstein. Spuren von Kletterseilen!


Seilführung und Kletterei

Sächsische Wege werden von unten erschlossen, idealerweise folgen sie logischen Linien, suchen sich oft in einer Wandzone den Weg des geringsten Widerstandes, führen dort vorbei, wo der Erstbegeher einen Ring schlagen konnte und folgen selten der Lotlinie, die sich beim Einrichten einer Route von oben ergäbe. Zwischensicherungen lassen sich nur dort platzieren, wo die Strukturen des Felsens das erlauben, auch dabei gehts schnell im Zickzack durch die Wand. Eigenverantwortung bei Wegfindung und Sicherung heißt auch frühzeitig auf den Seilverlauf achten - schon deshalb, weil nichts mehr geht, wenn sich das Seil nicht mehr ziehen lässt :-)
Unter diesen Umständen reibt das Seil schnell über den Fels und das natürlich bei allen Seilschaften immer wieder an den gleichen Stellen, da entstehen schnell tiefe Riefen im weichen Sandstein.
Es ist also wichtig, sich schon von unten ein Bild vom möglichen Seilverlauf zu machen und Zwischensicherungen oder Ringe mit Bedacht zu platzieren (falls man mal die Auswahl haben sollte ;-) oder zu verlängern und sich auch eher zu entscheiden, an einem Ring nachzuholen (Stand zu machen), wenn der Seilverlauf sonst zu Schäden am Fels führen würde.
Metallklammer zur Seilführung
In noch größerem Umfang gilt das für das Abseilen und das Sichern von Nachsteigern oder der Seilführung beim top-rope (diese Umlenkung wird eben auch genau aus diesem Grund gar nicht gern gesehen und ist in den Regeln gesondert reglementiert).

Problemfall top-rope

Allgemeine Grundsätze


Verzicht auf metallische Sicherungsmittel Seitenanfang

Die Gründe für das Verbot von Klemmkeilen und Friends in den sächsischen Regeln sind vielschichtig. Ganz wesentlicher Aspekt jedoch ist die geologische Beschaffenheit des Gesteins. Mit mangelnder Sorgfalt gelegte und gezogene Friends und Keile würden tiefe Riefen hinterlassen, sich durch die Seilbewegung bewegende Friends mit den Jahren tiefe Löcher reiben. Vor allem bei Klemmkeilen kommt dazu, dass sie eine viel kleinere Auflagefläche als Knotenschlingen haben und die punktuelle Belastung der Felsstruktur stärker wäre. Es steht zu befürchten, dass es dabei häufiger zum Bruch der Struktur, etwa zum Ausplatzen von Platten oder Risskanten, kommen würde.
Ein anderer Aspekt mutet eher musealer an und ist für Außenstehende oft noch weniger nachzuvollziehen: Klassische Wege sollen erlebbar bleiben, die Leistung der Erstbegeher auch nach Jahrzehnten noch ahnbar sein. Nun, heute steigt niemand mehr mit Hanfseil und Hanfsohlen an den Tuchschuhen in die Wege ein, mögen die Routen auch noch so klassisch sein und Fehrmann oder Perry nutzten auch keine 5mm Dynema-Schlingen, deren Bruchlast sogar erlaubt, in solche Schlingen zu stürzen, schon von daher hinkt die Argumentation natürlich. Dreifingerturm Ostrisse mit 25 Friends gesichert ist aber eben auch nicht mehr der gleiche Weg. Die Argumentation ist eben sehr subjektiv und wird wohl auch erst erlebbar, wenn man Jahre um einen Weg herum geschlichen ist, bis man sich traut, in diese Linie einzusteigen, den Mut und das Vertrauen in seine Fähigkeiten findet, sich durch den Weg kämpft mit Kraft, Technik und Nervenstärke und am Ende etwas geschafft hat, selbst, für sich, eine bleibende Erfahrung, ein Erlebnis jenseits der 8 € Disneyland Achterbahnfahrt .

Sicherungstechnik



letzte Bearbeitung dieser Seite am 18.08.2007 © Eissner